Wegraine-Schaumburg

Arbeitsgemeinschaft

Runder Tisch

Protokoll – Runder Tisch zum Thema Wegraine – vom 25.01.2018

Teilnehmende: Martina Engelking, Peter Davidovic, Michael Dombrowski, Dr. Willi Dreves, Hanso Janßen, Wilhelm Klusmeier, Cornelia Laasch, Karl Heinrich Meyer, Achim Pohl, Maria Rollinger, Georg Rosemann, Thorsten Schwöbel, Dr. Lu Seegers, Thomas Stübke, Andrea Stüdemann, Christian Weber, Dieter Wilharm-Lohman, Thomas Wille, Jürgen Wulf

  • In das Thema Wegraine führte Hanso Janßen als ehemals Mitglied des Landtages (B’90/Grüne) und Sprecher für Agrarpolitik, Naturschutz, Forstwirtschaft, Fischerei und Raumordnung imniedersächsischen Landtag, mit einem Referat ein.

Es ergaben sich zwei Fragestellungen, die es von den Teilnehmenden des Runden Tisches zu beantworten waren:

  1. Wie gelingt es, öffentliche Wege mit ihren Rainen zu reaktivieren?
  2. Wie gelingt es, öffentliche Wege mit ihren Rainen zu erhalten und aufzuwerten?

Während des Vortrags und im Anschluss fand eine Diskussion zur Problematik statt. Im weiteren Verlauf kamen alle Teilnehmenden des Runden Tisches „Wegraine“ zu Wort, um Lösungsansätze zu benennen.

  • Die verschiedenen, die von den Teilnehmenden angesprochen wurden, werden an dieser Stelle zusammenfassend aufgeführt. Mehrfachnennungen und eine Zuordnung zur antwortendenPerson werden nicht vorgenommen.

Zu 1. Wie gelingt es, öffentliche Wege mit ihren Rainen zu reaktivieren?
Falls es Verdachtsfälle gibt, dass öffentliche Wege und Wegraine nicht mehr existieren bzw. in die Nutzung genommen wurden, dann sind diese Fälle anzusprechen. Kommunen sind als Flächeneigentümer die Ansprechpartner.

Von Anfang an sind Gespräche zwischen kommunaler Verwaltung und den Flächenbewirtschaftern zu führen, um so den Schwund an öffentlichen Wegflächen entgegen zu wirken.
Gemeinden sind bei einem Verschwinden der öffentlichen Wege einzubinden, um die Grenzverläufe festzustellen. Am besten führt die Gemeinde ein eigenes Kataster ihrer Wege.
Die Gemeinde ist für das Thema öffentliche Wegraine zu aktivieren bzw. zu sensibilisieren. Dabei sind die Anfragen an die Gemeinde von der Gemeinde ernst zu nehmen.
Städte und Gemeinden sollten den Willen haben, die öffentliche Wege als ihr Eigentum zu erhalten und dies auch bekunden.

Grundsätzlich ist Öffentlichkeitsarbeit erforderlich, um über die Bedeutung und Notwendigkeit von Wegrainen für die biologische Vielfalt zu informieren. Eine Sensibilisierung ist die Basis für weitere Gespräche mit Kommunen, Politik, Flächenbewirtschaftern, Bevölkerung etc.

Die Gemeinde sollte mit den Flächenbewirtschaftern, sofern die Grenzmarkierung nicht deutlich ist, die realen Breiten von Wegrainen und Wegen ermitteln. Dabei sollte der Dialog gesucht werden und gemeinsame Gespräche als Basis für die Reaktivierung von Wegen geführt werden.

Die Bewirtschafter sollten mit den Wegrainen sensibel umgehen. In Zukunft sollte ein kommunales Wegekataster im Rahmen einer Bestandsaufnahme erarbeitet werden und in den Städten und Gemeinden vorliegen, um auf der einen Seite den Schwund an öffentlichen Wegen entgegen zu wirken, aber auch um Verdachtsfälle und Konflikte zu vermeiden.
Eine Begleitung kann durch das Katasteramt bei Fragestellungen zur Qualität der Liegenschaftsgrenzen erfolgen. Allerdings entstehen dabei Kosten.

Werden öffentliche Wege reaktiviert, so ist dies schriftlich zu fixieren. Öffentliche Wege müssen von der Kommune gepflegt bzw. unterhalten werden. Es gibt aber auch die Möglichkeit, Vereinbarungen im Rahmen von Patenschaften für öffentliche Wege vorzunehmen.

Wenn ein Pflegemanagement für öffentliche Wege vorgesehen wird, dann sind die Flächenbewirtschafter frühzeitig zu beteiligen, wenn sie für die Pflege zuständig sein sollen.

 

Zu 2. Wie gelingt es, öffentliche Wege mit ihren Wegrainen zu erhalten und aufzuwerten?

Es braucht den Dialog aller Beteiligten, um die Wege mit ihren Wegrainen zu erhalten und aufzuwerten. Die Kommune ist für die Pflege ihrer öffentlichen Wege zuständig. Wenn die Flächenbewirtschafter die Pflege und ggf. Ansaaten der Wege vornehmen sollen, dann ist dies durch einen finanziellen Ausgleich zu gewährleisten und schriftlich zu vereinbaren.

Die Bauhöfe sind zuständig für die Pflege von Wegrainen der kommunalen Straßen. Die Durchführung der Pflege der Wegraine mit den Zeiträumen, Pflegetechnik und Abraum der Mahd ist mit den Bauhöfen zu besprechen.

Grundsätzlich ist eine Düngung von Wegrainen nicht vorzusehen. Neuansaaten von Wegrainen, ggf. gezielt mit Blühmischungen sind vorteilhaft für die Artenvielfalt.

Eine Möglichkeit um den Erhalt der Wegraine zu gewährleisten, ist die Vergabe von Patenschaften für öffentliche Wege. Weiterhin können Flächenverlegungen, die vertraglich abgesichert sind, ggf. zu einem besseren Biotopverbund führen.

Ein durchdachtes Pflegekonzept umfasst die Bestandsermittlung des Weges und Wegerains mit seinen Grenzen (Länge und Breite) sowie deren Artenzusammensetzung, die Maßnahmen,

Mahdtechnik, Mahdtermine mit wechselnden Abschnitten bzw. Zeiträumen, Mahdentfernung. Bei einer „Maßnahme“ ist die Länge und Breite für die Pflege festzusetzen. Zugrundeliegend ist dabei, dass Wegraine erhalten und aufgewertet werden sollen.

Je nach Standort und Breite des Weges und des Wegrains ist zu überlegen, welche Maßnahme erforderlich ist.

Bei einer Ansaat sind folgende Punkte zu beachten: den Zeitpunkt der Ansaat, Artenzusammensetzung einer Blühmischung für die Ansaat, und das Flächenmaß für die Maßnahme mit Länge und Breite und die Pflege der Maßnahme.

Falls dieses Pflegekonzept von den anliegenden Flächenbewirtschaftern durchgeführt werden soll, dann sind diese von Anfang an in die Gespräche einzubeziehen.

Zudem ist der Dialog mit den anliegenden Flächenbewirtschaftern generell zu suchen, damit eine Akzeptanz für öffentliche Wege und ggf. für die Pflege, Etablierung von Maßnahmen besteht. Im Detail z. B. die Artenzusammensetzung der Wegraine von Interesse, damit keine roblematischen Wildkräuter für die Landwirtschaft etabliert werden; auch sind Neophythen ausgenommen.

Die Öffentlichkeit muss über das Thema Wege und ihre Bedeutung für Flora und Fauna informiert

werden, um den Nutzen der Wegraine zu erkennen. Dies kann durch Info-Flyer geschehen. So soll auch die Politik sensibilisiert werden.

Wenn eine Kulturlandschaft wahrgenommen wird, dann findet auch eine Bewusstseinsbildung statt. Wo wohne ich, was macht die Landschaft aus? Der Erhalt von Äckern, Grünland, Wegen und Dorfkernen ist bestimmend für eine Kulturlandschaft. Durch Veranstaltungen über die Landschaft in der wir wohnen, kann dieser verbindende Prozess Landschaft – Mensch zu einem Bewusstsein mit mehr Wertschätzung führen. „Wir brauchen die Kulturlandschaft mit der Natur, die Kulturlandschaft mit der Natur braucht uns. Publikationen können dazu einen Beitrag leisten.

Fazit:

Die genannten Lösungsansätze sind als Chance für den Dialog zum Thema Wegraine zu begreifen und sollen in die verschiedenen Gruppen der anwesenden Teilnehmenden reingetragen werden. Mit dem Runden Tisch ist ein Dialogprozess gestartet, der fortzusetzen ist, um für die verschiedenen Problemstellungen zum Thema Wegraine gemeinsam konsensfähige Lösungen zu entwickeln.

11.02.2018, Dr. Imke Hennemann-Kreikenbohm 2